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Einladung zum Lehrkräfte-Workshop 03.12.2025

Textsortenbasiertes Lernen im
sozialwissenschaftlichen Unterricht

Auch wenn die Künstliche Intelligenz (KI) Texte zu einem vorgegebenen Lerninhalt generieren kann, bleibt die Schreibfähigkeit eine zentrale Voraussetzung für den Lernerfolg von Schüler*innen und ermöglicht Partizipation in einer Demokratie.  

Ben Mullins via Unsplash

Gleichzeitig gilt das Schreiben in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern weiterhin als Seltenheit (Thürmann 2012) und das obwohl Schreiben als Tätigkeit der fachlichen Auseinandersetzung dient. Es hilft, Lernprozesse zu strukturieren, Wissen aufzubauen und Fachkonzepte zu verstehen.

Auch auf das politische Lernen haben Sprach- und Schreibfähigkeiten großen Einfluss und es gibt erste empirische Erkenntnisse dazu, mit welchen unterrichtlichen Förderkonzepten die fachliche Literalität gestärkt werden kann. Daher laden wir interessierte Lehrkräfte und ZfsL-Ausbilder*innen zu einem thematischen Workshop ein.

Ziel ist es, die Merkmale eines textsortenbasierten Lernens im Fachunterricht sowie konkrete Fördermöglichkeiten kennenzulernen. Der Workshop bietet hierfür eine theoretische Einführung, Einblicke in Forschungserkenntnisse und Förderkonzepte sowie Arbeitsphasen mit authentischem Material (schriftliche SuS-Urteile aus der Sek I). Gemeinsam werden Chancen, Herausforderungen und Realisierungsmöglichkeiten für den eigenen Unterricht reflektiert und diskutiert.

Die Referentin

Dr. Claudia ForkarthDr. Claudia Forkarth ist seit 2022 Akademische Rätin am Lehrstuhl Didaktik der Sozialwissenschaften an der UDE. Sie ist verantwortlich für den Studiengang Wirtschaft-Politik (HRSGe) mit Lehramtsoption sonderpädagogische Förderung und hat zu schriftlichen Schüler*innenurteilen im Politikunterricht promoviert. Sie publiziert regelmäßig Unterrichtsmaterialien in unseren CIVES-Reihen, so z.B. im Kontext des Workshop-Themas interessant:

Der Workshop findet am Mittwoch, den 3. Dezember 2025 von 15:00 bis 18:30 Uhr am Universitätscampus Essen, Raum R11 T04 C69 statt, Universitätsstraße 2, 45141 Essen.

Die Teilnahme ist kostenfrei. Die Kosten von 65€ pro Teilnehmer*in werden für Sie von der CIVES! School of Civic Education übernommen.

Die Anzahl der Teilnahmeplätze ist auf 20 Personen begrenzt. Eine Anmeldung über das untenstehende Anmeldeformular ist erforderlich. Die Anmeldungen werden nach dem Datum ihres Eingangs berücksichtigt, es wird mit Warteliste gearbeitet. Anmeldefrist ist Mittwoch, der 5. November 2025.

Anmeldung

Der Workshop ist ausgebucht. Gerne tragen wir Sie für einen Platz auf der Warteliste ein. So können Sie möglicherweise nachrücken, falls Teilnehmende absagen sollten. Bitte schreiben Sie uns hierfür eine Nachricht mit folgenden Kontaktinformationen (Name, Schule, Ort, E-Mail-Adresse, Telefonnummer).

Souverän in kontroversen
Diskussionen

Lehrkräfte-Fortbildung bietet konkrete Impulse

Kontroverse Diskussionen kennzeichnen einen kompetenzorientierten Politik-/SoWi-Unterricht. Durch sie können Schüler*innen Multiperspektivität, Argumentationsfähigkeit und Urteilsvermögen erlernen und entwickeln. Gleichzeitig ist ein derartiges Unterrichtsarrangement sehr herausfordernd und kann misslingen.

Wie Lehrkräfte mehr Sicherheit in diesen Situationen erlangen und sog. critical incidents, also Kipppunkte in Lernprozessen, positiv beeinflussen können – darum ging es im kompakten CIVES-Workshop zum Thema „Der Beutelsbacher Konsens und die Grenzen der Meinungsfreiheit“ am 25.06.25 an der Universität Duisburg-Essen.

Nach einer theoretischen Einführung durch Prof. Dr. Sabine Manzel vertieften die teilnehmenden Lehrkräfte und ZfsL-Ausbilder*innen die inhaltlichen und methodischen Herausforderungen eines realen Fallbeispiels. In zwei Arbeitsphasen erarbeiteten und reflektierten die Teilnehmer*innen Handlungsmöglichkeiten und erhielten von der Referentin weitere fachdidaktische Impulse.

Wir danken dem Interdisziplinären Zentrum für Bildungsforschung (IZfB) herzlich für die Zurverfügungstellung Ihrer Räumlichkeiten!

Videobasierte Forschung
stärkt die Professionalisierung
in der Lehrkräftebildung

Sabine Manzel erläutert nachhaltige Effekte

Unterricht findet bekanntermaßen im geschützten Klassenzimmer statt. Aufzeichnungen von Fachunterricht zu Forschungs- und Ausbildungszwecken sind daher selten. Unterrichtsvideos für politisch bildende Schulfächer, die zudem frei zugänglich sind, existieren erst seit 2023.

Entwickelt wurden diese vom LArS.NRW-Projekt, über das wir an anderer Stelle berichteten.

Porträt-Fotos von Sabine Manzel und Frederik Heyen

Den Weg hierhin zeichnet Prof. Sabine Manzel mit Frederik Heyen in ihrem neuen Beitrag ↗️„Videografie in der politikdidaktischen Forschung und praxisorientierten Lehrkräftebildung in den Sozialwissenschaften“ nach. In komprimierter Form liefert sie einen Überblick über diese empirische Arbeit am UDE-Lehrstuhl seit 2011 und verdeutlicht die Erträge der Videografie, z.B.:

  • Grundlagenforschung: Wo bundesweit repräsentative Ergebnisse fehlen, liefern die videografierten Unterrichtsstunden essentielle Hinweise auf die Kernpraktiken alltäglichen SoWi-/Politikunterrichts. Ein wichtiges Fundament für weitere praxisbezogene Forschung.
  • Professionsentwicklung: Frei verfügbare Unterrichtsvideos können sowohl die Ausbildung von Lehramtsstudierenden als auch die Fortbildung von bereits tätigen Lehrkräften effektiv bereichern.
    • Ausbildung: Durch ihren unmittelbaren Einblick in das Unterrichtsgeschehen können sowohl fachliche Lernprozesse von Schüler*innen als auch das Handeln von Lehrkräften veranschaulicht werden. So kann der Wunsch vieler Lehramtsstudierender nach mehr Praxisnähe bereits im Studium erfüllt werden.
    • Fortbildung: Hier können empirische Befunde, z.B. anhand konkreter Fallbeispiele, mit den eigenen Unterrichtserfahrungen rückgekoppelt, theoretisch aufgearbeitet sowie gemeinsam didaktisch-methodische Lösungen für herausfordernde Situationen (weiter-)entwickelt werden, siehe bspw. unseren CIVES-Workshop.

Der Beitrag ist im Open-Access-Sammelband „Bildungsforschung und Bildungspraxis in der Metropole Ruhr. Schule und Lehrkräftebildung gemeinsam im regionalen Kontext entwickeln“ (Waxmann Verlag, S. 364-373) erschienen und wurde von Isabell von Ackeren, Kerstin Göbel & Christian Ropohl herausgegeben. Unterteilt in sechs Themenbereiche wie z.B. Schulentwicklung im Sozialraum, Mehrsprachigkeit, Digitale Medien, liefert das Buch einen multiperspektivischen und kurzweiligen Einblick in die dichte, dynamische und von Diversität geprägte Bildungslandschaft des Ruhrgebiets.

Das Lehramtsstudium evidenzbasiert weiterentwickeln

Neue Befunde zum SoWi-Professionswissen von Studierenden

An die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften werden hohe Ansprüche adressiert. Für den universitären Ausbildungsteil existieren mit Landesgesetzen sowie (Re-)Akkreditierungsverfahren von Lehramtsstudiengängen zentrale Qualitätsvorgaben. Gleichzeitig wird selten die Wirksamkeit einzelner Ausbildungsabschnitte und -elemente untersucht.

Der Lehrstuhl Didaktik der Sozialwissenschaften an der UDE widmet sich genau dieser Leerstelle. Standardmäßig werden zu Beginn des Masterstudiums das Professionswissen von Lehramtsstudierenden sowie deren Selbsteinschätzung des eigenen Wissensstands anhand eines kombinierten Verfahrens erhoben und ausgewertet. In ihrem Beitrag “Self-Assessments als Instrument zur Leistungsdiagnostik und evidenzbasierten Weiterentwicklung der Qualität im Lehramtsstudium der Sozialwissenschaften” in der Zeitschrift Beiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung (BzL), Bd. 42 Nr. 3 (2024) präsentieren Prof. Dr. Sabine Manzel, Frederik Heyen und Judith Niedecker Teilergebnisse ihrer Studie.

Den vollständigen Artikel mit Details zur spezifischen Stichprobe, theoretischem Hintergrund, der Testentwicklung, Ergebnisinterpretation und Forschungslimitationen können Sie hier lesen.

Lehrstuhl-Team beim
Tag der Bildungsforschung

Auszeichnung für Judith Niedecker

Am 18. Februar fand der Tag der Bildungsforschung 2025 statt, der alljährlich vom Interdisziplinären Zentrum für Bildungsforschung (IZfB) an der UDE ausgerichtet wird.

Rund 50 Wissenschaftler*innen präsentierten im Glaspavillon ihre Arbeit und neuen Projekte in zwei Postersessions. Das Team des Lehrstuhls Didaktik der Sozialwissenschaften war gleich dreifach vertreten:

(C) IZfB/UDE

Zum Rahmenthema „Wie gelingt Demokratiebildung in einer pluralen Gesellschaft?“ moderierte Prof. Dr. Sabine Manzel eine Podiumsdiskussion, bei der Prof. Dr. Isabell van Ackeren-Mindl und Dr. Tim Zosel (beide UDE) und Prof. Dr. Katrin Hahn-Laudenberg (Uni Münster) ihre Perspektiven einbrachten.

(C) IZfB/UDE

Mannheim is calling!

Unterwegs zur größten Tagung für Bildungsforschung

Ein Tagungsbericht von Judith Niedecker, neue wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Didaktik der Sozialwissenschaften von Prof. Dr. Sabine Manzel

Nur wenige Wochen nach meinem Start als Doktorandin stand meine erste Konferenzteilnahme an. Vom 27.- 29.01.2025 versammelte sich die Gesellschaft der empirischen Bildungsforschung (GEBF) zu ihrer 12. Jahrestagung an der Universität Mannheim. Über 1300 Teilnehmende aus der Bildungsforschung, den Fachdidaktiken und der Psychologie präsentierten und diskutierten bei 106 Symposien, 340 Einzelbeiträgen und 16 offenen Formaten. Das war überwältigend!

In diesem Jahr stand unter anderem die Verzahnung von Forschung und Praxis im Vordergrund. Zur Frage „Wie hältst du’s mit der Evidenz?“ (YouTube-Aufzeichnung) diskutierten zur Eröffnung Bob Blume („Bildungsinfluencer“ und Lehrer), Prof. Felicitas Thiel (Ständige Wissenschaftliche Komission der KMK) und Daniel Hager-Mann (Ministerialdirektor im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg). Sie machten unterschiedliche Vorschläge, wie die Forschungsarbeit für die Schulpraxis nachhaltig genutzt werden kann. Dieses Thema hat mich besonders interessiert, da ich letztes Jahr als Lehrerin im Schulunterricht gemerkt habe, wie schwer die Vernetzung von Schulpraxis und Forschung ist.

Spannend fand ich neben den Keynotes die verschiedenen Fachvorträge inklusive anregender Diskussionen. Von ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘ über ‚Vertrauen Jugendlicher in die Wissenschaft‘ bis hin zur ‚Nutzung von Künstlicher Intelligenz für den Unterricht‘ war alles dabei. Dadurch konnte ich mir noch weitere Ideen und Inspirationen für meine Arbeit am Lehrstuhl einholen. Zum Beispiel, wie künstliche Intelligenz zur Unterstützung des Schreibens argumentativer Texte eingesetzt werden kann. Auch Sabine hielt einen Vortrag mit dem Titel „Diskurs und Konflikterleben im Politikunterricht“ und präsentierte erste Ergebnisse einer explorativen Pilotstudie zu agonaler Pluralität im Klassenzimmer und in der Freizeit. Das Pilotprojekt ist im Kontext der Forschungsinitiative „Agonale Pluralität – AgonPlur“ entstanden und ein Forschungsschwerpunkt am Lehrstuhl der Didaktik für Sozialwissenschaften.

Mein Fazit: eine wirklich bereichernde Erfahrung, die nicht nur meine Perspektive auf aktuelle Forschungsthemen erweitert, sondern auch die Herausforderungen und Chancen der Vernetzung von Forschung und Schulpraxis hervorgehoben hat. Ich freue mich schon auf die nächste Tagung!

Alles Gute für 2025

Das Superwahljahr 2024 geht zu Ende, leider dauern Kriege, Krisen und gesellschaftliche Polarisierung an. Wir wünschen allen engagierten Freundinnen und Freunden eine gesunde und friedliche Weihnachtspause mit Zeit für Muße und Gemütlichkeit.   

Möge die Jahreswende Gelegenheit zur Erholung bereithalten, um in 2025 antidemokratischen Bestrebungen mit politischer Bildungsarbeit wieder mutig und tatkräftig etwas entgegenzusetzen.

Wir danken Ihnen & Euch für Euer Interesse und Eure Treue und freuen uns auf neue gemeinsame Vorhaben und Projekte!

Herzliche Grüße von Eurem CIVES-Team

Studierende treffen
Essener Jugendpolitiker

Exkursionen und Expertengespräche bieten das fachdidaktische Potenzial für wirksames politisches Lernen (vgl. z.B. Detjen, 2007; Massing, 2014; Studtmann, 2020), sofern das Einzelerlebnis mit einem strukturellem Lernangebot im professionellen Unterricht verknüpft wird. Wie einflussreich Exkursionen und Begegnungen mit realen Mandatsträger*innen sein können, hat 2017 die wissenschaftliche Begleitstudie des Projekts „Jugend partizipiert“ der UDE-Forscher*innen Helmut Bremer, Tim Zosel und Laura Schlitt gezeigt.

Die beiden Makromethoden sind daher auch Inhalt des Seminars „Vorbereitung Berufsfeldpraktikum“ von Laura Möllers und werden hierin theoretisch betrachtet sowie praktisch erfahren.

Bei der Exkursion zum Landtag NRW am 28. November 2024 nutzten Lehramtsstudierende die Gelegenheit, das Parlament nicht nur als zentralen Demokratieort, sondern auch als außerschulischen Lernort zu erleben. Sie lernten die didaktischen Bildungsangebote des Landtags kennen und tauschten sich mit dem Essener Abgeordneten Frank Müller, MdL, SPD-Fraktion, zu diversen schul-, bildungs- und jugendpolitischen Themen aus. Müller ist u.a. Mitglied im Schul- und Jugendausschuss, Sprecher in der Enquete-Kommission I „Chancengleichheit in der Bildung“, Queerbeauftragter und in der Stadtgesellschaft Essen ehrenamtlich aktiv, u.a. als Vorstandsvorsitzender des Vereins für Kinder und Jugendarbeit Ruhrgebiet e. V. sowie als Vorstandsmitglied des Deutschen Kinderschutzbundes Essen e.  V.

Demokratiebildung stärken

Workshops zeigen Möglichkeiten für den Fachunterricht

Seit Herbst ist Prof. Dr. Sabine Manzel mit Workshops zur Demokratiebildung unterwegs. So fand Mitte Oktober die Tagung „Demokratiebildung als Querschnittsaufgabe der Lehrer:innenbildung“ im Rahmen des Projekts ADiLA – Aktiv für Demokratiebildung im Lehramt an der Universität Trier statt. Teilnehmende Lehrkräfte loteten in einem Videotraining zu demokratiefeindlichen Schüler*innen-Äußerungen Handlungsoptionen für den professionellen Umgang mit kritischen Situationen aus.

© Universität Trier, ADiLA

Am 13. November tauschten sich Teilnehmende des CIVES-SoWi-Netzwerks an der Universität Duisburg-Essen zum übergeordneten Thema „Das Klassenzimmer als Austragungsort aktueller Konflikte in pluralen Gesellschaften?“ aus. Im Rahmen des fachdidaktischen Fortbildungsangebots wurden erste Daten einer Schüler*innenbefragung zu Konflikten im Klassenzimmer und auf dem Pausenhof präsentiert. In Workshopphasen wurden diese Erkenntnisse anhand von Fallbeispielen vertieft, emotionale Triggerpunkte und diskursive Herausforderungen im Fachunterricht konkretisiert und fachdidaktische sowie pädagogische Antworten diskutiert.  

Prof. Manzel begegnet mit ihren Workshops dem Wunsch von Lehrkräften nach mehr Sicherheit im professionellen Umgang mit Konflikten und tiefgreifendem Dissens: Wie sollen sie sich in Unterrichtssituationen verhalten, in denen sich Schüler*innenpopulistisch oder gar menschenverachtend äußern und die Grenzen der Toleranz, des demokratischen Wertekanons und universelle Menschenrechte überschreiten? Wo liegen die Grenzen der Kontroversität?

Zu diesen Fragen gibt es Angebote, die sich aus wissenschaftlichen Forschungsprojekten für die Praxis nutzen lassen. So eignen sich beispielsweise Videotrainings auf Basis authentischer Unterrichtsaufnahmen, um Lehrkräfte auf Konflikte in Diskussionen im Klassenzimmer vorzubereiten. In der gemeinsamen Reflexion kritischer Situationen, in denen Schüler*innen durch ihre Äußerungen die gemeinsame demokratische Wertebasis verlassen, können Unsicherheiten gegenüber der ‚richtigen‘ Lesart des Beutelsbacher Konsens abgebaut werden (mehr zu den Animationsvideos aus dem LArS-Forschungsprojekt hier).

Schüler*innentexte beurteilen und Schreibkompetenz fördern

Neuer Sammelband erschienen mit Beiträgen aus pädagogischer Psychologie, Fach- und Schreibdidaktik

„Texte schreiben kann ja auch die KI!“ – Dennoch: Schreibfähigkeiten bleiben zentrale Voraussetzung für den Lernerfolg von Schüler*innen und ihre Partizipationsmöglichkeiten. Dabei ist das Schreiben als solches immer auch Teil einer fachlichen Auseinandersetzung um nicht zuletzt Lernprozesse zu strukturieren, Wissen zu generieren oder Fachkonzepte zu verstehen.

Im neu erschienenen Sammelband „Texte schreiben in allen Unterrichtsfächern – Textbeurteilung als Grundlage für Schreibförderung und Leistungsbewertung“ schaffen die Herausgeber*innen Inger Petersen, Raja Reble und Jörg Kilian einen Raum für unterschiedliche Perspektiven auf die Textbeurteilung und wie diese im Kontext von Diagnostik und Förderung weitergehend Verwendung finden kann. 

Der Beitrag von Dr. Claudia Forkarth und Prof. Dr. Sabine Manzel setzt sich aus politikdidaktischer Perspektive mit Schreibkompetenzen zu politischen Urteilen im sozialwissenschaftlichen Fachunterricht auseinander und diskutiert, wie sich ein empirisches Messeinstrument aus einem Forschungsprojekt (SchriFT II) als Diagnoseinstrument für die schulische Praxis nutzbar machen lässt.

Der Sammelband ist im Waxmann Verlag erschienen.

CIVES beteiligt sich an Essener
Demokratiekonferenz

Unter dem Motto „Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander“ fand am Freitag, den 14. Juni 2024 die Demokratiekonferenz der Stadt Essen auf Zeche Zollverein statt.

Gemeinsam mit der Essener Allianz für Weltoffenheit und PACT Zollverein hatte die Stadt Essen Institutionen, Initiativen und alle interessierten Bürger*innen der Stadtgesellschaft eingeladen, ein Zeichen für die Demokratie und gegen jede Form von Diskriminierung und Rassismus zu setzen.

(C) Eigene Fotos

Für die Universität Duisburg-Essen, die Teil der Essener Allianz ist, wirkte die CIVES! School of Civic Education an der Demokratiekonferenz mit und informierte beim „Markt der Möglichkeiten“ über ihre Angebote für die sozialwissenschaftliche Lehrkräfte-Bildung.  

Die Demokratiekonferenz ermöglichte mit einem breiten Vortrags- und Workshopprogramm die vertiefte Auseinandersetzung mit den Themen Antisemitismus, antimuslimischem Rassismus, aber auch Rechtsextremismus.

An der Universität Duisburg-Essen gibt es ab sofort eine zentrale Ansprechpartnerin für Antisemitismus, Muslim*innenfeindlichkeit und Nahostkonflikt. Monika Hübscher ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Bildungswissenschaften, AG Migrations- und Ungleichheitsforschung, und berät im neu gegründeten Diversity Support Center (DSC) direkt Betroffene, aber auch Mitarbeitende zum Umgang mit diesen Themen.

(C) ZLB/UDE via Instagram

Parallel zur Demokratiekonferenz fand im Audimax die vom Zentrum für Lehrkräftebildung (ZLB) organisierte Kindervorlesung „Demokratie & Du – Politik im Fokus“ mit Dr. Kristina Weissenbach (Institut für Politikwissenschaft) statt, die auch die Vorlesung „Einführung in die Politikwissenschaft“ im Lehramt Grundschule hält.

Digitale Pinnwand zur
Europawahl 2024

Themenpadlet bündelt Unterrichtsmaterialien

Tim Reckmann / ccnull.de

Vom 6.- 9. Juni 2024 findet die zehnte Direktwahl zum Europäischen Parlament statt. Zum ersten Mal können bereits 16-Jährige wählen, wodurch viele Schüler*innen zu Erstwähler*innen werden.

Auf den neuen Europawahlratgeber von Kaeding et al., der Lehrkräfte bei der Unterrichtsvorbereitung unterstützen kann, hatten wir in unserer CIVES-News vom 21.01.24 hingewiesen.

Zur weiteren Unterstützung haben wir ein neues CIVES-Themen-Padlet erstellt, das verschiedene Materialien externer Institutionen bündelt und Impulse für anregende Lehr-Lernsituationen liefert.

Sowohl thematisch sortierte Rubriken als auch markierte Angaben zu Zielgruppe/Altersstufen, Zeitdauer, Material-Charakter und Anbieter unterstützen dabei, schneller einen Überblick über die Vielzahl an Materialien zum Thema zu gewinnen.

Wir werden die digitale Pinnwand in den kommenden Wochen weiter bearbeiten und freuen uns über Ihre Hinweise. Sollten Sie Ergänzungen oder Kommentare zu den Vorschlägen haben, senden Sie uns gerne eine Mail an team@cives-school.de.

Exemplarische Erkenntnisse bezüglich der Themen
Schule, Jugend & Europa:

Die kürzlich veröffentlichte ICCS 2022-Studie konnte zeigen, dass sich mehr als drei Viertel der Schüler*innen Nordrhein-Westfalens und Schlesweig-Holsteins als Europäer*innen identifizieren und sowohl die wirtschaftlichen Vorteile und gemeinsamen Gesetze der EU, die Anerkenung von Bildungsabschlüssen als auch insbesondere die europäische Freizügigkeit befürworten (vgl. Kap. 8).

Gleichzeitig empfehlen Prof. Hermann Josef Abs & Prof. Katrin Hahn-Laudenberg „Europa bezogene Lehrinhalte stärker und früher als bisher im Schulunterricht zu verankern“(UDE, 22.02.2024), da die befragten deutschen 14-Jährigen etwas weniger Lerngelegenheiten zu Europa im Unterricht wahrnahmen als gleichaltrige Schüler*innen in den europäischen Vergleichsländern (ICCS-Studie, S. 231ff.). Die beiden Forscher*innen kamen bereits 2020 zu dem Ergebnis, „dass Schüler*innen, die bessere Sozialbeziehungen und mehr Lerngelegenheiten zu Europa berichten, nicht nur grundsätzlich supranationaler Zusammenarbeit positiver gegenüberstehen und überstaatlichen Institutionen häufiger vertrauen, sondern auch die Performanz der EU positiver bewerten“ (Hahn-Laudenberg & Abs, 2020).

Die JIM-Studie von 2023 zeigte, dass sich jeweils ungefähr ein Drittel aller 12-19-Jährigen in Deutschland über die social media-Kanäle YouTube, Instagram und TikTok über aktuelle Nachrichten und das Weltgeschehen informiert (mpfs, 2023, S. 43). Bei einer jüngst veröffentlichten Online-Befragung von schleswig-holsteinischen Schüler*innen der Jahrgänge 9-13, die im Auftrag der Landesregierung Schleswig-Holsteins durchgeführt wurde, bestätigte sich dieses Nutzungsverhalten. Auf die Frage, mit welcher Wahrscheinlichkeit, sie die folgenden social media-Kanäle nutzen würden, um sich über die Europawahlen zu informieren, gaben 47% der Befragten YouTube an, 45% Instagram und 40% TikTok (Beutel & da Mota Pedrosa, 2024, S. 24). Mit Blick auf Fake News und Desinformationskampagnen, die sich aufgrund ihrer Algorithmen insbesondere in den sozialen Medien schnell verbreiten, sollte dies in politisch-bildenden Kontexten adressiert werden.

Karikaturen im
Unterrichtseinstieg

Studienprojekt zu Verständnis und Motivierungspotenzial

Gerhard Mester, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Sie ist beliebt und doch wenig erforscht. Die Karikatur wird von Lehrkräften der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer gerne verwendet, um im Unterrichtseinstieg die Schüler*innen für ein neues Thema zu motivieren. Viele Lehrpläne geben die Auseinandersetzung mit diskontinuierlichen Textsorten wie Karikaturen vor.  

Gleichzeitig ist die Karikaturenanalyse anspruchsvoll und benötigt sowohl mehrstufiges Methodentraining als auch intensive inhaltliche Auseinandersetzung im Unterrichtsverlauf. Dennoch gibt es kaum empirische Untersuchungen dazu, wie Karikaturen von Lernenden wahrgenommen und verstanden werden, ob sie tatsächlich motivieren.

Diese Forschungslücke greift Jonas Adam in CIVES-FLiP #5 auf. In seinem Studienprojekt untersuchte er das selbsteingeschätzte Verständnis von 51 Schüler*innen und das wahrgenommene Motivierungspotenzial von Karikaturen in der Unterrichts-Einstiegsphase. Er entwickelte hierfür zwei vollstrukturierte Fragebögen, deren Items sich an bestehenden Skalen, wie der COACTIV-Studie orientieren.

CIVES-FLiP#5 dokumentiert die theoretischen Grundannahmen, die Entwicklung des Forschungsdesigns sowie die kritische Reflexion der Ergebnisse. Das Studienprojekt entstand im Rahmen des Praxissemesters im Sommer 2022 und wurde von Prof. Dr. Sabine Manzel vom Lehrstuhl Didaktik der Sozialwissenschaften betreut.

Der Autor studierte an der Universität Duisburg-Essen die Fächer Sozialwissenschaften und Mathematik für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen (M.Ed.) und beginnt im Mai 2024 seinen Vorbereitungsdienst.

Weitere Informationen zur Reihe CIVES-FLiP und bisher veröffentlichten Beiträgen erhalten Sie hier. Alle CIVES-Beiträge erscheinen im OpenAccess, vollumfänglich und kostenfrei.

Bildnachweis:
Bild 1: Gerhard Mester, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Bild 2: Cover CIVES-FLiP #4 (Eigenes Bild, CIVES/UDE)

Berufsfeldpraktika im Lehramt

Neuer Sammelband liefert erstmals Überblick

Außerschulische Praktika kämpfen in der Lehrer*innen-Ausbildung um Akzeptanz. Ihr Beitrag zur Professionsentwicklung angehender Lehrkräfte ist ungeklärt. Bislang gibt es wenig inhaltliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Berufsfeldpraktikum (BFP).  

Dieser Leerstelle und Forschungslücke widmet sich nun ein erster Sammelband: Das Berufsfeldpraktikum als Professionalisierungselement. Grundlagen, Konzepte, Beispiele für das Lehramtsstudium“. Das Herausgeber-Team um Schöning et al. liefert einen strukturierten Überblick über zentrale Diskussionslinien, bestehende Konzepte sowie offene Fragen.

Anhand von vier Kapiteln wird das Thema grundsatztheoretisch, hochschulspezifisch, praxisorientiert und empirisch diskutiert. Es gelingt den 70 Autor*innen ein breites Spektrum zu beleuchten, wodurch das Buch einen profunden Beitrag zur Debatte um ‚kohärente Lehrer*innenbildung‘ leistet.

Einblick in das BFP-Konzept im Fach Wirtschaft-Politik/Sozialwissenschaften an der UDE gibt Laura Möllers in ihrem Artikel Reflexionskompetenz und Innovationskompetenz im Berufsfeldpraktikum in Kapitel III zu Good-Practice-Beispielen. Sie setzt das BFP-Modul seit dem Wintersemester 2015/16 als Dozentin um und hat es seitdem kontinuierlich weiterentwickelt.

„Zunächst begegnen mir die Studierenden skeptisch. Sie möchten lieber in die Schule und Unterrichtserfahrungen sammeln. Nach Seminar und Praktikum sitzen mir viele begeistert im Modulabschlussgespräch gegenüber und neue Ideen und Erkenntnisse sprudeln aus ihnen heraus. Der Ausflug in die außerschulische politische Bildung stiftet viel Bewegung im Kopf“.

Außerschulische Kooperationen und Multiprofessionalität sind für Laura Möllers Kennzeichen eines innovativen Unterrichts und einer zukunftsorientierten Schulentwicklung. Im BFP-Modul haben angehende Lehrkräfte Gelegenheit, außerschulische Expert*innen und Lernorte ihres Unterrichtsfachs kennenzulernen. So bekommen sie konkrete Ideen bezüglich potenzieller Partner*innen für zukünftige Zusammenarbeit.  

Der Beitrag von Laura Möllers sowie der gesamte Sammelband sind im Klinkhardt Verlag im OpenAccess erschienen.

Wie gestalten SoWi-Lehrkräfte
ihren Unterricht?

Ergebnisse der NRW-Lehrkräftebefragung im Rahmen der
ICCS-Studie 2022

Lehrkräfte tragen entscheidend zum Lernerfolg von Schüler*innen bei. Das gilt auch für die schulische politische Bildung. Die Unterrichtsqualität im Fachkanon Politik/Wirtschaft/Sozialwissenschaften/Gesellschaftslehre hängt u. a. davon ab, ob Lehrkräfte hier geeignete Strukturen schaffen, die den Schüler*innen verständnisfördernde Lernprozesse für politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge und Problemfragen ermöglichen. Gerade in Zeiten herausgeforderter Demokratien durch bspw. Desinformation in Social Media-Kanälen, dem Erstarken autoritärer Systeme und globaler Konflikte sind kompetente Bürger*innen entscheidend, um sich für demokratische Werte einzusetzen und im Dialog miteinander Lösungen für die Herausforderungen zu finden. Somit kommt Schule und den Fachlehrkräften bei der (Aus-)bildung zukünftiger Bürger*innen eine wichtige Rolle zu: Professionell gestalteter und an aktuellen Herausforderungen orientierter sozialwissenschaftlicher Unterricht ist eine Grundvoraussetzung, damit Schüler*innen zu mündigen Bürger*innen in einer Demokratie heranwachsen können.

Hier setzt die mittlerweile dritte International Civic and Citizenship Education Study 2022 (ICCS 2022) an. In der Studie wurden nicht nur politisches Wissen und Einstellungen von Schüler*innen in 24 Ländern, sondern auch die Situation an Schulen und die Leistungsfähigkeit der Schulsysteme im Hinblick auf politische Bildung erfasst. Der dazugehörige Sammelband ist jetzt im Waxmann Open Access erschienen.

Im Beitrag von Rukiye Ateş, Sabine Manzel, Hermann Josef Abs und Daniel Deimel werden sog. Sichtstrukturen untersucht. Diese beziehen sich auf beobachtbare Merkmale wie z.B. das Format des Unterrichts, Methoden und Medien, die für den Unterricht eingesetzt werden. Mithilfe eines Fragebogens wurden Lehrkräfte befragt, die sozialwissenschaftliche Unterrichtsfächer in achten Klassen unterrichten. Der Fokus der Untersuchung lag auf drei Teilaspekten:

  • Unterrichtsplanung (Nutzung von Quellen und Materialien für die Planung)
  • Gestaltung von Lernumgebungen (Umsetzung von Mikro- und Makro-Methoden, Sozialformen, Medien und Arbeitsmitteln)
  • Bewertungsformen, um Leistungen der Schüler*innen im sozialwissenschaftlichen Unterricht zu beurteilen.

Die Auswertung der Ergebnisse erfolgt für NRW sowie für europäische und außereuropäische Vergleichsländer.

In der Befragung wird deutlich, dass Lehrkräfte in NRW bemüht sind, aktuelle Themen, Materialien und Medien in ihren Unterricht zu integrieren sowie Themenwünsche von Schüler*innen zu berücksichtigen. Bei der Unterrichtsplanung fällt NRW, besonders bei der Nutzung des Internets, jedoch hinter Länder wie Taiwan zurück. Ebenso wird deutlich, dass in einer zunehmend digitalisierten und heterogenen Gesellschaft weiterhin auf die Arbeit mit dem „traditionellen“ Medium Schulbuch zurückgegriffen wird, so dass das Potenzial einer vielfältigeren Mischung von Medien bislang nicht ausgeschöpft zu sein scheint.

Im Hinblick auf die Bewertungspraktiken zeigen sich Unterschiede zwischen NRW und den Vergleichsländern: In der Sekundarstufe I sind in NRW keine schriftlichen Leistungsüberprüfungen gefordert, so dass die Beurteilung der Schüler*innen vor allem über Beobachtungen und Projektarbeiten erfolgt. Im Vergleich werden in anderen Ländern „klassische“ Prüfungsformate wie schriftliche Tests und mündliche Prüfungen bevorzugt. In allen untersuchten Kategorien ließen sich Disparitäten in den Ergebnissen hinsichtlich des Geschlechts der Lehrkräfte und der Schulform feststellen.

Auf die fachliche Lehrbefähigung kommt es an!

Schulformabhängige Unterschiede wie in den ICCS-Daten zu den Sichtstrukturen lassen sich neben den Faktoren Migrationsgeschichte und akademischer Hintergrund auch in den semesterweise stattfindenden Self-Assessments zum Professionswissen der Masterstudierenden am Lehrstuhl für Didaktik der Sozialwissenschaften finden (siehe hierzu auch unsere CIVES-News vom 13.02.2024). Die gezielte Messung des Professionswissens bei angehenden Lehrkräften an der UDE unterstützt die Qualitätssicherung und -entwicklung von Lehramtsstudiengängen. Dies erscheint umso bedeutsamer, wenn sich als entscheidendes Differenzmerkmal hinsichtlich qualitätsvollen Unterrichtsstrukturen in der ICCS-Studie 2022 die entsprechende Lehrbefähigung für das Fach herauskristallisiert. Hier besteht angesichts des Öffnens der Lehramtsausbildung für Quer- und Seiteneinsteiger*innen dringender Handlungsbedarf, um schulische politische Bildung als Kernelement für Demokratiebildung und weiterentwicklung zu stärken. Der Beitrag gibt einen ersten Anstoß, um notwendige bildungspolitische Schritte anzugehen.

Der Beitrag (Kapitel 13) sowie der gesamte Sammelband können beim Waxmann Verlag im Open Access heruntergeladen werden.