Ein studentischer Erfahrungsbericht zum Praxissemester im Sommersemester 2018
Früher als für die anderen Kommilitonen begann das neue Semester für manche Masterstudierenden bereits letzte Woche. Anstatt in der Universität lernen sie zudem im Winterhalbjahr in anderen Institutionen. Was steckt dahinter? Das Praxissemester. Vor dreieinhalb Jahren – im Februar 2015 – starteten die ersten Masterstudierenden an der UDE ins Praxissemester. Die Einführung dieser neuen Ausbildungseinheit stellt eine fundamentale Reform der Lehramtsausbildung in NRW dar. Bereits während des Studiums verbringen die Lehramtsstudierenden knapp ein halbes Jahr an Schule, sammeln unterrichtspraktische Erfahrungen und unternehmen schulpraktische Studien. Das Metaprinzip des „Forschenden Lernen“ sowie das Idealbild eines „reflective practicioner“ sollen bei der weiteren Professionalisierung der Ausbildung und des künftigen Lehrerberufs helfen. Dass seit der Einführung viele Aspekte des Praxissemesters intensiv und kontrovers diskutiert werden, verwundert angesichts der grundlegenden Veränderung nicht. Drei Lernorte – Universität, Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung, Schule – bilden schließlich gleichzeitig gemeinsam aus. Eine historisch neue Situation, die komplexe Kommunikation sowie Organisationslernen erfordert. Auch in den nächsten Jahren ist daher mit viel Bewegung im Praxissemester zu rechnen. Doch inmitten allen „Werdens“ sammeln bereits seit sieben Semestern viele Studierende wertvolle Erfahrungen. Wir haben Alexander Brefort, Masterstudent Lehramt HRSGe für die Fächer Sozialwissenschaften und Sport, gebeten, seine Eindrücke festzuhalten:
„Die Semesterferien waren zwar durch den Praxissemester-Start Mitte Februar quasi ausgefallen, aber für ein Schulhalbjahr hieß es jetzt hospitieren, Unterricht planen, selber unterrichten, sowie all das zu erkunden, was den Lehrerberuf sonst noch ausmacht – ich freute mich. Nach vielen theoriebezogenen Vorlesungen, Seminaren und Hausarbeiten galt es für mich im Praxissemester (PXS) endlich aktive Erfahrungen im Unterricht und im vielfältigen Handlungsfeld Schule zu sammeln.
Mein Praxissemester begann mit zwei Einführungstagen am Zentrum für Lehrerbildung (ZfsL) in Kleve. In der Schule ging es in den ersten Wochen zunächst um Unterrichtshospitationen und das Kennenlernen der Schüler/-innen und der Schule. Doch schnell danach erfüllte sich meine Erwartung, eigenen Unterricht durchzuführen und mich in der Lehrerrolle zu erproben. Ich durfte in verschiedenen Jahrgangsstufen erste Unterrichtsversuche durchführen, was ich als besonders interessant empfand. Dadurch, dass wir in den Seminaren an der Uni und am ZfsL schrittweise auf diese Situation vorbereitet worden waren, fühlte ich mich gut gewappnet und war positiv motiviert.
Während des Unterrichts war ich nie allein, sondern der jeweilige Fachlehrer war immer mit im Klassenzimmer. Anschließend besprachen wir die Unterrichtsstunden und ich bekam wertvolle Rückmeldungen sowie Tipps, was ich in Zukunft verbessern kann.
Wie wichtig die sorgfältige Unterrichtsplanung ist, konnte ich zudem bei den Unterrichtsbesuchen bei mir selbst oder denen der Referendare erleben. Hier erfuhr ich, worauf (auch später im Referendariat) geachtet wird. Die anschließenden Reflexionen der Fachleitungen schärften meinen Blick auf den Unterricht und ich bekam auch hier ein differenziertes Feedback zu meinem Lehrerhandeln. Das positive Feedback hat mich dabei besonders gefreut.
Das Zusammenspiel aus eigenen Unterrichtserfahrungen, Gesprächen mit erfahrenen Lehrer/-innen und gleichzeitig die theoriebezogene Reflexion über die unterrichtliche Praxis in den Begleitseminaren, stellt für mich den Mehrwert des Praxissemesters dar. Ich konnte die Bedeutung der engen Verknüpfung von Praxis und Theorie selbst erfahren, indem ich Beispiele aus der praktischen unterrichtlichen Tätigkeit mit theoretischen Konzepten verbinden konnte. Dadurch hatte ich das Gefühl, mich weiter zu entwickeln.
Mir wurde im PXS auch klar, welche Aufgaben noch zum Lehrerberuf dazugehören. Neben den vor allem unterrichtlichen und erzieherischen Tätigkeiten gehören auch Verwaltungs- und Organisationsarbeiten dazu, was mir vorher in diesem Umfang nicht bewusst war. Ich habe mich in diesem Konstrukt der vielfältigen Tätigkeiten sehr wohl gefühlt und der tägliche Kontakt mit den Schüler/-innen im und außerhalb des Unterrichts hat mir besonderen Spaß gemacht.
Natürlich war das Praxissemester an manchen Stellen anstrengend und man hat viele Termine der drei Institutionen (Schule, Universität und ZfsL) selbstständig zu koordinieren. Aber insgesamt betrachtet, habe ich im Praxissemester nur hilfreiche und gute Erfahrungen gesammelt, die mich in meinem Berufswunsch des Lehrers bestärkt haben. Die kommende Zeit an der Universität möchte ich dazu nutzen, meine gesammelten praktischen Erfahrungen in der Schule weiter zu reflektieren, um mich so gezielt auf das Referendariat vorzubereiten.“
von Alexander Brefort