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Jahrestagung der GPJE

Gesellschaftswissenschaftliche Fächer –
integrativ oder separat unterrichten?

Forderungen nach neuen Schulfächern werden regelmäßig geäußert, ob Ernährungskunde, Glück oder Programmieren. Auch bei den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern wird seit langem diskutiert, welcher Fächerzuschnitt optimal ist.

In NRW gibt es z.B. für die verschiedenen Schulformen unterschiedliche Fächervarianten – während im Fach Gesellschaftslehre in der Haupt- und Gesamtschule die Fächer Politik, Erdkunde und Geschichte gemeinsam unterrichtet werden, liegt der Fokus in der Realschule auf Politik, im Gymnasium auf Politik/Wirtschaft.

Wie viele und welche Perspektiven sind wichtig für die politische/gesellschaftswissenschaftliche/sozialwissenschaftliche Bildung?

Mit dieser und weiteren Fragen beschäftigte sich aktuell die Gesellschaft für Politikdidaktik und politische Jugend- und Erwachsenenbildung (GPJE) bei ihrer 19. Jahrestagung, die vom 14. bis 16. Juni an der Universität Mainz stattfand.

Unter dem Thema „Gesellschaft im Wandel – Neue Aufgaben für die politische Bildung und ihre Didaktik!?“ diskutierten die Politikdidaktiker*innen die Herausforderungen und Grenzen integrativer gesellschaftswissenschaftlicher Bildung sowie ihre gesellschaftstheoretische Begründung.

Bei einer Podiumsdiskussion, an der auch Prof. Dr. Sabine Manzel teilnahm, wurden das Verhältnis der gesellschaftswissenschaftlichen Fachdidaktiken zueinander, bestehende didaktische Ansätze integrativen Fachunterrichts sowie konkrete Vorschläge für einen (neuen) Fächerzuschnitt erörtert. Die Frage, welche Implikationen eine Veränderung des Fächerzuschnitts für die Lehrer*innen-Ausbildung beinhalten würde, fand dabei ebenfalls Berücksichtigung.

Prof. Dr. Sabine Manzel argumentierte für eine integrative politische Bildung mit den Bezugsdisziplinen Soziologie, Politikwissenschaft und Ökonomie, bei der die Integration durchgängig gestaltet ist und nicht additiv. Sie plädierte für die Identifikation von Kernelementen aller drei Bezugsdisziplinen: immer mit dem Blick auf die Kompetenzen der Schüler*innen, die sie nach der Schule erworben haben sollten, um die Demokratie verstehen und aktiv gestalten zu können. Prof. Dr. Inga Gryl vom Institut für Sachunterricht an der UDE legte den Sachunterricht als Vorbild für einen gesellschaftswissenschaftlichen Fächerzuschnitt nahe, gab allerdings auch zu Bedenken, dass eine Tiefe der Themenbehandlung angesichts der vielen Disziplinen eine Herausforderung sei. Diese Warnung gab auch Prof. Dr. Christoph Kühberger aus den österreichischen Erfahrungen. Prof. i. R. Dr. Joachim Detjen sprach sich gegen eine (weitere) Integration sozialwissenschaftlicher Bildung aus, da die Herausforderungen zu immens seien (insbesondere in Bezug auf die Lehrkräfte-Ausbildung), als dass man ihnen adäquat begegnen könne. Prof. Dr. Tilman Grammes schlug ein Stufenmodell vor, bei dem es je nach Schulstufe einen Mix aus Fächerkooperationen und Schwerpunkten in je einem gesellschaftlichen Fach geben könne. Prof. Dr. Tatiana Zimenkova forderte den Baustein der Wissenschaftstheorie ein, um die Logiken der einzelnen Fächer zu verstehen, was Basis für einen gelingenden Kombinationsfächerunterricht sei.

In der Vortragsreihe IV der Tagung stellte Dorothee Gronostay unter dem Titel „Dafür argumentieren, obwohl ich selbst dagegen bin? Einflussfaktoren der Diskussionsbeteiligung und Urteilsänderung im Politikunterricht“ Ergebnisse einer Videostudie vor, die verdeutlichen, wie wirkmächtig zugewiesene Rollen und Diskussions positionen bei kontroversen Unterrichtsdiskussionen sind. Ihre Veröffentlichungen finden Sie hier.